Vorbote der Renaissance

Frankreich: 25 Jahre (neue) Straßenbahn Nantes

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Und im Norden nach Marcel Paul
Schließlich wurde die Linie 3 am 5. Januar 2009 im Norden nochmals um eine Station bis Marcel Paul verlängert, wobei auf die dortige Betriebshofzufahrt zurückgegriffen werden konnte. Alle Streckenergänzungen der letzten Jahre in Nantes beeindrucken durch ausgefeilte Gestaltungsideen, angefangen vom Oberbau über die Ausführung von Kunstbauten und Haltestellen bis hin zu phantasievollen Details wie zum Beispiel der ritterrüstungsähnlichen Ausbildung von Wassersprengern für das Rasengleis entlang der westlichen Linie 1.

Fahrzeugeinsatz
Fahrzeugseitig litt Nantes zunächst gewissermaßen unter den Tücken einer frühen Geburt. Ein Hochflursystem, zum Zeitpunkt der Projektierung Anfang der achtziger Jahre in Deutschland und im Benelux-Raum durchaus Maß aller Dinge, wollte man in Nantes nicht. Zu hoch erschienen die politischen Hürden zum Bau der dafür notwendigen Hochbahnsteige in der Innenstadt. Andererseits war die Niederflurtechnologie noch nicht ausgereift.
Daher setzte man zuerst einmal auf sechsachsige Gelenkwagen mit hohem Fahrzeugboden, ähnlich dem deutschen Stadtbahnwagen B, jedoch mit festen Stufen und nicht mit Klapptrittstufen. Streckenseitig wurden dementsprechend ausschließlich niedrige Bahnsteige gebaut. Das von Alsthom unter dem Kürzel TFS (Tramway Français Standard) entwickelte Fahrzeug sollte als Standardfahrzeug auch in anderen französischen Städten vermarktet werden.
Doch die Entwicklung lief dann bekanntermaßen schnell in eine andere Richtung, und bereits die zweite neue französische Straßenbahn in Grenoble setzte 1987 ausschließlich auf Niederflur. Nantes blieb damit die einzige Stadt, welche den TFS einsetzt, nach mehren Nachlieferungen bis 1994 letztendlich insgesamt 46 Stück.
Steigende Fahrgastzahlen auf der Linie 1 führten zwischenzeitlich zum Einsatz von Doppeltraktionen. Anfang der neunziger Jahre wurden dann alle Fahrzeuge mit Niederflurmittelteilen zu Achtachsern erweitert bzw. die letzten zwölf Wagen gleich ab Werk so geliefert. Seitdem verkehren die Wagen ausschließlich solo.

Ersteinsatz vom Incentro
Im Rahmen der dritten Netzausbauphase schwenkte man schließlich zu vollständig niederflurigen Fahrzeugen in Form des Incentros um, damals noch von Adtranz angeboten. Im Jahre 2000 begann die Auslieferung von zunächst 23 Fahrzeugen, zehn weitere folgten später. Heute sind die Incentros auf den Linien 1 und 3 anzutreffen, die mit Niederflurmittelteil fast 38 Meter langen TFS auf den Linien 1 und 2.
Übrigens hat jede Linie ihr eigenes Depot: Die Linie 1 in Dalby nahe der Haltestelle Hôpital Bellier, die Linie 2 nahe der Haltestelle Trocadière und die Linie 3 nahe der Haltestelle Marcel Paul.

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Fotos: 
Bilder, wenn nicht anders angegeben: C. Groneck
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