Vorbote der Renaissance

Frankreich: 25 Jahre (neue) Straßenbahn Nantes

In Nantes am Unterlauf der Loire er­öff­nete vor einem Vierteljahrhundert der erste Straßenbahn-Betrieb der zweiten Generation. Von Christoph Groneck
 

Kurz vor der Vollendung der neuen Straßenbahn Nantes mussten 1984 die Verfechter des Systems noch einmal zittern, die Eröffnung des Systems stand kurz auf Messers Schneide: Nach einem Bürgermeisterwechsel während der Bauphase wurde kurzfristig über einen Abbruch der Bauarbeiten diskutiert, und nur die schon recht weit fortgeschrittene Realisierung sorgte letztendlich dafür, dass die Straßenbahn doch noch aufs Gleis gesetzt werden konnte. Und dies war dann der Startpunkt einer großen ­Erfolgsgeschichte – Anlass für eine kurze Rekapitulation und eine Bilderreise durch das Netz, das inzwischen drei Linien umfasst.

Die schnelle Linie 1
In den letzten zweieinhalb Jahrzehnten ist das Straßenbahnnetz Nantes Stück für Stück gewachsen, und nur selten gab es Phasen, in denen überhaupt gar nichts passierte. Die Entwicklung lässt sich dabei grob gesehen in vier Phasen einteilen: Erste Phase war die Eröffnung der Ost-West-Linie 1 am 7. Januar 1985 in ihrer ursprünglichen Form von Bellevue nach Haluchère, sowie ab dem 22. April 1989 dann weiter bis Beaujoire. Bellevue wurde dabei von Norden kommend über Jamet erreicht. Abseits der Innenstadt trassierte man die Strecke durchgehend schnellbahnähnlich, im Westen meist entlang von Hauptstraßen, im Osten parallel zu einer weitgehend brach ­liegenden Eisenbahntrasse und abschnittsweise sogar kreuzungsfrei.
Es dominiert Schotteroberbau. Lediglich in der Innenstadt wurde eine eher straßenbahn-orientierte eingepflasterte Ausführung der Gleise gewählt, wobei es jedoch dank breiter Boulevardstraßen ebenfalls überall eigene Bahnkörper und keine wirklichen Konflikte mit Kraftfahrzeugen gibt. In Bahnhofsnähe entstand zudem ein kurzer Straßentunnel, um die Zahl der Kreuzungspunkte mit der Straßenbahntrasse weiter zu reduzieren. Mit einer Reisegeschwindigkeit von etwa 23 km/h in den Hauptverkehrszeiten ist die Linie 1 dementsprechend auch bis heute eine der schnellsten neuen Straßenbahnlinien Frankreichs. Ihre Bedeutung bezieht sie vor allem aus der Erschließung von großen Wohnblock-geprägten Nachkriegssiedlungen im Westen und Osten von Nantes. Daneben dient sie auch der Anbindung des zentrumsfernen Hauptbahnhofs an die Altstadt.

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Bilder, wenn nicht anders angegeben: C. Groneck
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