Einer wurde zur ­»Bönnschen Bimmel«

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Das zum Bahndamm hin liegende Gleis erhielt eine Verbindung zur Straßenbahn. Das Ganze führte zu Änderungen in der signaltechnischen Absicherung. Da die Beheimatung der Straßenbahnwagen weiterhin in Friesdorf vorgesehen war, mussten die für den Pendelbetrieb notwendigen Fahrzeuge weiterhin zu Betriebsbeginn und -schluss über die Stadtbahnstrecke nach Bad Godesberg fahren können. Da die Stadtbahn mit 750 Volt betrieben wurde, die Straßenbahn aber mit 600 Volt, war dazu jeweils eine Absenkung der Spannung im Abschnitt Friesdorf–Bad Godesberg notwendig. Es sollten zunächst die Wendezüge als Zweiwagenzug weiter eingesetzt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn auch für die SSB genügend Stadtbahnwagen vorhanden waren, war der Ersatz durch Achtachser vorgesehen.

Umsteigen nach Mehlem
Ab 23. März 1975 verkehrte zwischen Bonn und Bad Godesberg die Stadtbahn der Linie U3. In der Nacht zuvor wurden die für den Restbetrieb der Straßenbahn nicht mehr benötigten Dreiachser nach Beuel überführt und dort abgestellt. Während die Stadtbahn im oberirdischen Bereich der Strecke der alten Straßenbahn folgte, hatte sie ab Heussallee nach Abtauchen in den Untergrund eine andere Streckenführung. Die Straßenbahnstrecke parallel zur Eisenbahn über die Kaiserstraße verschwand ersatzlos. 
Auf der Strecke Bad Godesberg–Mehlem fuhr die Straßenbahn nun mit Wendezügen aus zwei dreiachsigen Triebwagen. Im ­Normalfall bestand Anschluss an jeden zweiten Kurs der Stadtbahn, dies führte im Berufsverkehr zu einem 15 und im Tagesverkehr zu einem 20-Minuten-Takt. Nur wenn die Stadtbahn selbst nur alle 20 Minuten verkehrte, bot jede Fahrt einen Anschluss nach Mehlem. Benötigt wurden für den Pendelverkehr im Normalfall zwei Züge, ein dritter Zug war zusätzlich als Reserve und für den Berufsverkehr an der Endstation Mehlem, Ort stationiert. Zehn Triebwagen blieben in Friesdorf beheimatet, so dass eine ausreichende Reserve bestand.

Das endgültige Ende
Es dauerte nur ein Jahr, da wurde der Bestand der Reststrecke erneut in Frage gestellt. Unmittelbarer Anlass dafür waren die Kosten für die Anpassung der Strecke an den dauerhaften Einsatz von Achtachsern, die zehn Millionen Mark betragen sollten. Die Stadt Bonn brachte erneut einen alternativen Busbetrieb ins Gespräch, der mit einer geänderten Linienführung ihrer Meinung nach die Verkehrsbedürfnisse besser abdecken konnte als die Straßenbahn und nur Investitionen von 2,2 Millionen Mark erfordere. Ein Argument gegen die Straßenbahn war auch der hohe betriebliche Aufwand für die Überführung der Züge von und nach Friesdorf. Diese konnte nur außerhalb des Linienbetriebes der Stadtbahn erfolgen, so dass für die Fahrt des in Mehlem abgestellten Reservezuges stets kurzzeitig extra Personal notwendig war. Die jährlichen Betriebskosten wurden für die Straßenbahn mit 1,7 Millionen Mark angegeben, für den Bus mit ­einer Million Mark. Untersucht wurde auch eine Verlängerung der Stadtbahn bis ­Mehlem: Hier standen einmaligen Investitionen von 15 Millionen Mark jährliche Betriebskosten von 3,2 Millionen Mark gegenüber.
Der heftige Widerstand der Bezirksvertretung Bad Godesberg, die z.B. die Bewilligung der Gelder für die Anlage einer Busspur auf der Trasse der Straßenbahn verweigerte, nutzte nichts: Am 1. Juli 1976 fasste der Stadtrat den endgültigen Beschluss, die Reststrecke Bad Godesberg - Mehlem zum Jahresende auf Busbetrieb umzustellen. Das billigere Verkehrsmittel hatte über das bessere, beliebtere und nicht zuletzt umweltfreundlichere gesiegt!

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