Einer wurde zur ­»Bönnschen Bimmel«

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So entstand die heutige Stadtbahn Rhein-Sieg, deren erster Abschnitt im Bereich Bonn nach Bad Godesberg führen sollte. Anders als die BGM, deren Strecke bis Reuterstraße über die Kaiserstraße parallel zur Eisenbahn verlief, sollte die Stadtbahn dem Verlauf der Konrad-Adenauer-Allee folgen und in deren Verlauf bis zur Einmündung der Heussallee als Tunnelstrecke gebaut werden. Im anschließenden Streckenteil bis Bad Godesberg, Rheinallee sollte die vorhandene Strecke für den Stadtbahnbetrieb angepasst werden. Der Abschnitt Bad Godesberg–Mehlem war für die weitere Bedienung durch die Straßenbahn vorgesehen, diskutiert wurde aber auch eine Umstellung auf Busbetrieb.

Stadtbahn – Stück für Stück
Der Bau der Tunnelstrecke tangierte die BGM zunächst nur im Bereich des Bonner Bahnhofs und im Streckenstück Reuterstraße–Heussallee im Verlauf der Konrad-Adenauer-Allee, da hier die Tunnelrampe gebaut werden sollte. Um dort Platz für den Bau von Rampe und Tunnel zu schaffen, entstand 1972 eine Umleitungsstrecke. Sie ersetzte ab 15. Oktober 1972 die Fahrt über Reuterstraße und der Konrad-Adenauer-Allee durch eine im Straßenniveau liegende Trasse von der Kaiserstraße entlang der Eisenbahn über Straßburger Weg–Baunscheidtstraße und von dort in die Ollenhauerstraße einbiegend bis zur Einmündung in die bisherige Strecke an der Friedrich-Ebert-Allee. In der Bonner Innenstadt musste 1972 die Anbindung des Rheinuferbahnhofs wegen des beginnenden U-Bahn-Baus aufgegeben werden.
Ab 4. Dezember 1972 endeten die Züge der BGM am Kaiserplatz und es gab vorübergehend keine Verbindung zum übrigen Streckennetz. Parallel zum neu entstehenden Busbahnhof hinter dem Kaiserplatz entstand eine neue, nur noch eingleisige Endstation, die ab 18. Februar 1973 benutzt wurde. Von dort gab es zu den Gleisen der übrigen Straßenbahnlinien wieder eine Gleisverbindung.

Nicht mehr nach Mehlem
Am 16. Juli 1973 stellten die Bonner Stadtwerke den Straßenbahnverkehr zwischen Bad Godesberg, Rheinallee und Mehlem auf Busbetrieb um. Vorausgegangen war am 13. Juli ein schwerer Unfall, bei dem zwischen Rüngsdorf und Mehlem auf der eingleisigen Strecke zwei Züge frontal zusammenstießen. Der Unfall forderte fast 30 Verletzte und hinterließ zwei zerstörte Trieb- und einen Steuerwagen sowie zwei weitere stark beschädigte Wagen. Da für einen durchgehenden Betrieb nun nicht mehr ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung standen, die Signalanlage als erneuerungsbedürftig eingestuft wurde und die Strecke nach den damaligen Planungen mit Aufnahme des Stadtbahnbetriebes Ende 1974 ohnehin zur Umstellung auf Busbetrieb vorgesehen war, zog man die Einstellung des Schienenverkehrs vor.
Die Einstellung des Straßenbahnbetriebes zwischen Bad Godesberg und Mehlem stieß in Rüngsdorf und Mehlem bei Ortspolitik, Handel und Bevölkerung auf wenig Gegenliebe. Eine Unterschriftenaktion für die Wiederaufnahme des Schienenverkehrs brachte ein eindeutiges Votum für die Straßenbahn. Dies und die mit den Bussen des Ersatzverkehrs gemachten negativen Erfahrungen führte zu einem Umdenken bei der Stadt. Nach Überprüfung und Instandsetzung der Signalanlage und Aufarbeitung der Gleise fuhren ab 3. März 1974 die Bahnen der Linie 3 wieder auf der Gesamtstrecke.

»Anschlussbetrieb«nach Mehlem
Das Fehlen einer Wendezuggarnitur führte dazu, dass der Achtachser für eine ­kurze Zeit wieder nach Friesdorf zurückkehrte. Er war 1972 zur Linderung des Wagenmangels nicht ungerne an die SSB abgegeben und nach Beuel umbeheimatet worden. Auf den im Berufsverkehr bis Rüngsdorf verkehrenden Zusatzkursen kamen nun nur noch Zweiwagenzüge zum Einsatz, dabei auch verstärkt die als Steuerwagen nutzbaren Beiwagen. Die verminderte Kapazität erwies sich dabei zum Glück als ausreichend. Damit standen genügend Dreiachser zur Verfügung und der Achtachser konnte bald wieder an die SSB übergeben werden.
In die Stadtbahnplanungen musste nun die Straßenbahn als Anschlussbetrieb eingearbeitet werden. Für diesen »Inselbetrieb« war es notwendig, am Stadtbahn-Endpunkt an der Rheinallee in Bad Godesberg ein zusätzliches Stumpfgleis mit niedrigem Bahnsteig zwischen den beiden hohen Bahnsteigkanten der Stadtbahn anzulegen, um einen Umstieg mit kurzen Wegen zwischen beiden Verkehrsmitteln möglich zu machen.

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