Ein Platz voll Leben und Geschichte

Der Alexanderplatz in Berlin – kurz »Alex« – ist einer der Symbolorte für die Hauptstadt. Nicht nur für Touristen, sondern auch für den Straßenbahnfreund ist es einer der Plätze, die man gesehen haben sollte. Von Ivo Köhler
 
Berlin Alexanderplatz: Nicht zuletzt besitzt dieser Platz eine abwechslungsreiche Geschichte als Verkehrsdrehscheibe, lange Zeit auch als Knoten für die Berliner Straßenbahnen: Eine Epoche mit Unterbrechungen – Zeugnis geschichtlicher Wirren in dieser Stadt. Berühmtheit erlangte der Platz auch durch den gleichnamigen Roman von Alfred Döblin, erschienen 1929, dessen tragischer Held durch das Berlin jener Jahre irrlichtert.

Noch vor 250 Jahren war der heutige Alexanderplatz eine freie Fläche vor einem der Stadttore des alten Berlin – dem »Königs Thor« –, auf der sich mehrere von Nordosten hereinführende Straßen trafen. Er entwickelte sich zu einem Handelsplatz für ­allerlei Tiere – unter anderem Ochsen – und diente als Exerzier- und Paradeplatz. Der ­Besuch des russischen Zaren Alexander I. im Jahre 1805 verhalf dem Paradeplatz (bzw. im Volksmund  »Ochsenplatz«) zu seinem noblen Namen – als äußeres Zeichen ­ein­gegangener (zunächst wackliger) Bündnisverpflichtungen zwischen Russland und Preußen während der Kriege jener Zeit. In der Mitte des 19. Jahrhunderts verdichtet sich die Bebauung rund um den Platz, so dass er städtischen Charakter annimmt.

Tram ohne Gleise
Am 1. Januar 1877 begann das Zeitalter schienengebundener Verkehrsmittel auf dem Alexanderplatz – kurioserweise zunächst ohne Schienen. Die »Neue Berliner Pferdebahn-Gesellschaft«(NBPf) nahm den Betrieb auf der Linie vom Alexanderplatz zum Schloss Weißensee auf. Zum Einsatz kamen »Perambulatorwagen«, die mittels »fünftem Rad« außerhalb des Gleisnetzes auch kurze Abschnitte auf gepflasterter Straße fahren konnten. Da die Strecke zunächst am Königstor (1) endete, musste der verbleibende Abschnitt (etwa ein Kilometer) mit diesem System bewältigt werden. Dies hatte aber schon im Laufe des Jahres 1877 ein Ende, die fehlenden Gleise bis zum Alexanderplatz wurden ergänzt und man konnte auf das »fünfte Rad« verzichten.

Mit der Eröffnung der Berliner Stadtbahn, eines viergleisigen Eisenbahnviadukts vom Schlesischen Bahnhof nach Charlottenburg, wandelte sich der Alexanderplatz 1882 zum Umsteigeknoten, die Dampfzüge der »Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahn« machten auch hier Halt. Mittlerweile hatte sich in den einstigen Vorstädten eine rege Bautätigkeit entwickelt, mit Beginn der Gründerjahre explodierte die Stadt förmlich. Dies erforderte nun auch weitere Verkehrsverbindungen.

Am 18. Juli 1878 eröffnete die NBPf eine zweite Pferdebahnlinie in Richtung Frankfurter Allee. Ein Konkurrenzunternehmen der NBPf und bald auch der »Platzhirsch« in der Berliner Straßenbahnwelt, die »Große Berliner Pferde-Eisenbahn« (GBPf), erreichte am 24. Oktober 1883 erstmals den »Alex«. Am 1. März 1898 war hier die erste elektrische Bahn zu sehen, am 2. November 1901 die letzte Pferdebahn. Die »Große Berliner« hatte inzwischen auch die mittlerweile elektrifizierte NBPf geschluckt.

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