Die Rheinische Bahn­gesellschaft in Düsseldorf

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Versuchsweise wurde Tw 7 modernisiert; er erhielt stärkere Motoren und eine neue Inneneinrichtung mit Polstersitzen. Die Anpassung weiterer Fahrzeuge unterblieb. Allerdings wurden die Druckluftbremse durch eine elektrische Bremse ersetzt und die Kupplung ausgetauscht, so dass ein Einsatz zusammen mit anderen Wagen möglich war. Die immerhin zwölf Fahrzeuge leisteten im Berufsverkehr wertvolle Dienste, blieben aber immer Sonderlinge. In den Jahren 1955-58 wurden alle Triebwagen in den Bestand der Arbeitswagen übernommen, die Beiwagen bis 1958 mit Ausnahme eines Exemplars, welches ebenfalls für innerbetriebliche Zwecke weiter verwendet wurde, ausgesondert.

Leihwagen aus Siegen

Die Siegener Kreisbahn gab im Jahre 1952 zwei ihrer Straßenbahnlinien zugunsten einer Erweiterung des Obusbetriebes auf. Es wurden daher etliche Fahrzeuge überzählig, darunter auch Triebwagen einer 1929 bei der Waggonfabrik Uerdingen gebauten Serie von zwölf Wagen. Im Jahre 1947 hatte das Unternehmen den Straßenbahnbetrieb nach Übernahme von zwei Eisenbahnstrecken ausgeweitet und hierfür Wagen des KS- und des Aufbautyps neu beschafft. Da sich das Aufkommen auf diesen Strecken gut entwickelte, wollte man auch auf die Vorkriegstriebwagen nicht endgültig verzichten und sie als Reserve behalten. Die Düsseldorfer hatten aber von der Siegener Umstellung erfahren und wollten wissen, ob dabei frei gewordene Fahrzeuge zu haben seien. Da die Kreisbahn nicht absehen konnte, ob und wann sie die Triebwagen von 1929 benötigen würde, stimmte sie einem Verkauf nicht zu. Sie willigte aber in die Vermietung von sieben Stück an die Rheinische Gesellschaftein mit der Option eines späteren Kaufs für den Fall, dass ein Eigenbedarf nicht eintrat. Von den 13 in den Jahren 1946-48 beschafften Beiwagen des KS-Typs wollte die Kreisbahn drei Stück ebenfalls verleihen.

Gemietet, dann gekauft

Ab November 1952 gelangten die sieben Trieb- und zunächst zwei Beiwagen geringfügig angepasst in ihrer neuen Heimatzum Einsatz. Sie behielten ihre Siegener Nummern. Die leistungsfähigen Wagen wurden in Dreiwagenzügen auch zusammen mit Düsseldorfer Beiwagen vorzugsweise im Berufsverkehr eingesetzt. Im Jahre 1954 konnte Düsseldorf die Fahrzeuge käuflich erwerben, da Siegen keinen Bedarf mehr sah. Nunmehr wurde auch der dritte KS-Beiwagen übernommen. Die Bw erhielten neue Bezeichnungen entsprechend dem Düsseldorfer Nummernschema als Bw 36-38. Damit setzte man die schon beiden Mettmanner Wagen ab 1937 geltende Regelung fort, Zukäufe mit zweistelligen Nummern zu kennzeichnen. In den Jahren 1956 und 1958 wurde derStraßenbahnverkehr auf den beiden erst 1947 eingerichteten Siegener Linien eingestellt. Damit wurden nicht nur die aus diesem Anlass beschafften Wagen entbehrlich, sondern ebenso die vier in Siegen verbliebenen Tw des Baujahres 1929. Obwohl zwei Stück für einen Verkauf aufgearbeitet worden waren,übernahm Düsseldorf dann nur die Nachkriegsfahrzeuge, wovon an anderer Stelle in diesem Bericht noch die Rede sein wird. In Düsseldorf blieben die »Siegener Uerdinger« bis in die 60er-Jahre hinein aktiv. Ein Tw musste allerdings 1958 nach einem Brand vom Bestand abgesetzt werden.

Fast Neues aus Gießen

Obwohl im hessischen Gießen während des Zweiten Weltkriegs begonnen worden war, die Straßenbahn durch Obusse abzulösen, konnte man in den Jahren ab 1945 noch nicht vollständig auf sie verzichten. So erhielt der Betrieb 1949 zur Verbesserung des Platzangebotes zwei fabrikneue Beiwagendes KSW-Typs der Waggonfabrik Uerdingen. Das verhinderte aber nicht den Niedergang des stark abgewirtschafteten Betriebes, der schließlich im März 1953 aufgegeben wurde. Die Beiwagen konnten schon seit Ende Oktober 1952 nicht mehr eingesetzt werden. Die Rheinische Bahngesellschaft erfuhr davon so rechtzeitig, dass sie diese nahezu neuen und wenig eingesetzten beiden Beiwagen noch vor Ende des Betriebes kaufen konnte. Sie gelangten Anfang März 1953 nach Düsseldorf. Wagendes KSW-Typs gab es bisher in Düsseldorf nicht, sie passten in ihren Abmessungen und dem Fassungsvermögen aber gut zu den Tiefflurwagen und den Fahrzeugen des noch bis 1954 gelieferten Aufbautyps. Auch sie erhielten dreistellige Nummern, und zwar 332 und 333. Im Jahre 1966 wurden sie nach Frankfurt am Main weiterverkauft und hier bis 1977 eingesetzt. Einer der Beiwagen gelangte anschließend nach Gießen zurück und wurde im dortigen Busdepot als Denkmal aufgestellt. 1998 trennten sich die Stadtwerke von dem Wagen; er kam zu einer musealen Sammlung in Schwerte. Nachdem das Projekt dort gescheitert war, erwarb die Rheinische Bahngesellschaft den Wagen aus der Konkursmasse und ließ ihn 2005 muster gültig aufarbeiten.

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siehe Bildunterschrift
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