Der »Übergangsstadtbahnwagen«

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Nichtsdestotrotz erhielten alle Wagen die ZUB 100, sollten doch sowohl die oberirdischen Strecken damit bestückt werden, als auch der im Bau befindliche Tunnel III für die West-Ost-Achse. Ständig wachsende Fahrgastzahlen bescherten den Straßenbahnlinien nun ebenfalls Doppeltraktionen, und selbstverständlich machten die N8C nach und nach die letzten GT8 entbehrlich. Drei N8C fielen durch sichtbare Besonderheiten auf: Wagen 139 (der ZUB 100 wegen) und Tw 143 erhielten wieder einen zweiten Stromabnehmer, der jedoch keineswegs seinem Namen gerecht werden sollte. Der »Zweitbügel« diente dem Eiskratzen bei vereister Fahrleitung und war rot lackiert. N8C 112 wurde ab 2001 zum Versuchsträger für Einholmbügel, da zukünftige Neuwagen nur noch solche erhalten sollten. Also übte man unter anderem das Auffinden von Sollbruchstellen.

Erneuter Tunneleinsatz

Es sollte bis zum 27. April 2008 dauern, bis die N8C wieder im Tunnel für Fahrgäste eingesetzt wurden. An diesem Tag wurde der West-Ost-Tunnel eröffnet, durch den heute die U43 und U44 verkehren. Die Besonderheit der Zulaufstrecken und deren Erhalt waren es, die diesen Tunnel III nicht für Hochflurwagen tauglich sein ließen. Zwar waren die beiden Bahnsteige an der Reinoldikirche und der Kampstraße bereits mit Hochbahnsteigen ausgerüstet worden, dennoch wurden auch hier 35 cm Bahnsteige erstellt.
War bei der Beschaffung der N8C ein Grund, dass sie nur 2,30 Meter breit waren, wodurch sie zu allen Endstellen gelangen konnten, so lag die Umplanung für den Tunnel III ebenfalls darin begründet. War es im Laufe der Zeit aufgrund der höheren Nutzerzahlen gelungen, die Außenstrecken zu erhalten, bedingte dies nun den Einsatz entsprechender Fahrzeuge. Zwischen Brackel und Wickede fährt die U43 auch heute noch teilweise eingleisig in Seitenlage. Zwischen Dorstfeld Poth und Marten ist die eingleisige Mittellage erhalten geblieben, ebenso wie die eingleisige Brückenunterfahrung im Bereich Gronaustraße. Also durften die Neuwagen keine 2,65 Meter breit sein. Gleichzeitig war es die fehlende Möglichkeit überall Hochbahnsteige zu erstellen, da auch weiterhin im Straßenplanum gehalten wird.

Das Ende der N8C

Nachdem bereits 1988 durch den Unfall die ersten beiden der einst 54 Wagen ausgeschieden waren, folgten einige weitere der ersten Serie als Ersatzteilspender. So standen lange Zeit 47 N8C im Einsatz. Doch auch ihre Zeit neigte sich dem Ende entgegen.
Nach langer Suche bestellten die DSW 47 Niederflurwagen des Typs »Flexity Classic« (s. SM 08/10) bei Bombardier, die die damals noch unverzichtbaren N8C ersetzen sollten. Im Herbst 2007 begann die Auslieferung, die alsbald den Bestand der N8C schrumpfen ließ. Nach Eröffnung des Tunnel III mit den Linien U43 und U44 trugen zunächst noch die N8C die Hauptlast. Nach und nach setzten neue NGT8 alte N8C frei. Die verkauften und bereits entbehrlichen Wagen wurden mittels Straßentieflader im Betriebshof Dorstfeld abgeholt und verließen nach und nach ihren alten Einsatzort. Nach rund 30 Jahren Einsatzzeit verlässt eine weitere große Fahrzeuggattung die Gleise der DSW. Erhalten bleibt vorerst der »N-Wagen 902«, auf dessen universellen Einsatz im gesamten Dortmunder Stadtbahnnetz derzeit absolut nicht verzichtet werden kann.

Der Verbleib der N8C

Der Weg zum Schrotthändler blieb den 47 zuletzt noch eingesetzten Wagen jedoch erspart. Sie konnten komplett nach Danzig in Polen verkauft werden, wo sie teilweise modernisiert, mit Niederfluranteil im Mittelwagen sowie neuen Frontpartien weiterhin im Einsatz stehen werden. Da zum  Jahresende 2010 alle 47 Dortmunder NGT8 im Einsatz stehen sollen, heißt es sich sputen, will man noch N8C durch Dortmund fahren sehen. In Danzig wird aber mindestens ein Wagen auch künftig das Dortmund-Braun tragen. 

Bernd Zander, Fred ­Teppe

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