Bonn: Vor 100 Jahren startete die Siebengebirgsbahn

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Fahrzeugengpässe von Anfang an
Die Verlängerung nach Königswinter im Frühjahr 1913 führte an Sonntagen zu erheblichem Nachfragezuwachs. Wurden 1912 etwas mehr als 1,5 Mio. Reisende befördert, betrug deren Zahl zwei Jahre später über 3,2 Mio. Der Wagenpark musste daher aufgestockt werden; 1914 kamen je drei Trieb- (Tw 23–25) von van der Zypen & Charlier aus Köln-Deutz und drei Beiwagen (Bw 61–63) aus Uerdingen.
Die in Ganzstahlbauweise erstellten und 14 Tonnen schweren Beiwagen besaßen neben dem Fahrgastraum mit vier Fenstern auch ein Traglastenabteil, das von Außen durch eine doppelte Flügeltüre beladen werden konnte. Diese sogenannten »Marktwagen« waren auf im Fahrplan gekennzeichneten Umläufen eingesetzt, damit die Bauern ihr Obst- und Gemüse zum Bonner Markt befördern konnten und auch die leeren Körbe und Kisten wieder zurück gelangten. Damit wurde der schon bei der Konzessionierung vorgesehene Güterverkehr zumindest in bescheidenem Rahmen eingeführt.

Unterschiedlich ausgelastet
Beide Strecken dienten sehr unterschiedlichen Aufgaben, was sich im stark unterschiedlichen Fahrgastaufkommen zu verschiedenen Zeiten bemerkbar machte. Die Siegburger Linie zeichnete sich durch einen starken Berufs- und Einkaufsverkehr aus, die Verbindung nach Königswinter lebte in erster Linie vom Touristen- und Ausflugsverkehr, der zudem noch stark von der Jahreszeit und der Witterung abhängig war. Diese Zweiteilung erlaubte der SSB, ihren Wagenpark sehr rationell einzusetzen: Das Material, das in der Woche in langen Zügen nach Siegburg benötigt wurde, stand an Sonntagen zur Verstärkung des Betriebes nach Königswinter zur Verfügung.
Die Fahrt mit den langen Zügen durch Bonns Innenstadt brachte an Wochentagen Probleme und behinderte auch den Verkehr der städtischen Straßenbahn. Deshalb erhielten die Siegburger Züge 1914 unterhalb der Brückenrampe in Höhe der alten Beethovenhalle ein Wendegleis neben den Streckengleisen, während die Züge nach Königswinter weiterhin am Hansaeck begannen.
Wenn sich sonntags die langen Ausflugszüge nach Königswinter durch die Innenstadt bewegten, war dies wegen des dann allgemein geringeren Verkehrs nicht besonders störend. Die Trennung der Endstationen sollte in Bonn 60 Jahre lang Bestand haben!
Ab 20. Mai 1915 lag die Endstation in Siegburg vor dem neuen Empfangsgebäude; die Staatsbahn wurde dabei in einer Unterführung neben der Straße gekreuzt. Die neue Abfahrtstelle lag nicht nur näher zur Stadt, sie bot auch direkten Übergang zur 1914 eröffneten Kleinbahn Siegburg-Zündorf (KSZ).

Doch noch nach Bad Honnef
Der Anschluss Bad Honnefs an die Siebengebirgsbahn ließ zwölf Jahre auf sich warten. Weltkrieg und anschließende Wirtschaftskrise mit Inflation verursachten einen deutlichen Verkehrsrückgang, der sowohl im Berufsverkehr auf der Siegburger Strecke, als auch im Ausflugsverkehr nach Königswinter spürbar war.
Erst 1925 wurde daher die 3,5 Kilometer lange Verlängerung von Königswinter über Rhöndorf nach Bad Honnef fertig. Die Strecke verlief eingleisig parallel zur Staatsbahn zwischen deren Strecke und dem Rheinufer. Die Verlängerung brachte einen Anstieg der Fahrgastzahlen, auch nahm der Ausflugsverkehr an schönen Sonntagen besonders von Bonn nach Königswinter immer mehr zu. Dies bewog die SSB, die Strecke von 1926 bis 1928 hier zweigleisig auszubauen – Bahnkörper und Fahrleitungsfundamente waren ja schon beim Bau dafür vorbereitet worden.

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