Barockbau für die Tram

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Eine leichte Neigung der Gleise Richtung hinterem Hallenende verhinderte das Herausrollen versehentlich nicht abgebremster Wagen auf die Ulmer Straße.
Im August 1918 wurde festgestellt, »die elektrische Beleuchtung des Wohnhauses ist vorschriftswidrig an die Fahrleitung der Straßenbahn angeschlossen.« Es wurde ­beschlossen, hierfür und für die Wagenhalle einen Anschluss an die öffentliche Stromversorgung einzurichten.
In einer Absage an die »Liedertafel Kriegs­haber«, welche die Halle für eine Fahnenweihe mieten wollte, wurde die Nutzung der Halle im Februar 1924 in schönstem Amtsdeutsch beschrieben wie folgt: »Heute rangieren bereits täglich früh und abends einige Anhängewagen ein und aus, deren Zahl im Juni unter Umständen vermehrt sein kann. Die Halle dient also dazu, den Anhängebeiwagenbetrieb zu ­erleichtern (An- und Abkuppeln als Endstelle), weshalb, da die Anhängewagen während der fraglichen Zeit in der Halle am Roten Tor untergebracht werden ­müßten und der Anhängewagenbetrieb in­folgedessen wesentlich erschwert würde, die Halle nicht zur Verfügung gestellt ­werden kann.« Im Jahr 1928 erfolgte der ­Anschluss der sanitären Einrichtungen an die »Schwemmkanalisation«. 1930 erfolgte die Neueindeckung des Daches und ­Fassadenputzarbeiten für 3.437 Reichsmark, nach heutiger Kaufkraft etwa 13.750 Euro.
Keine großen Kriegsschäden
Den zweiten Weltkrieg hat die Halle weitgehend unbeschadet überstanden; in dieser Zeit diente sie auch der Zwischenlagerung von Untergestellen kriegsbeschädigter, zum Wiederaufbau vorgesehener Fahrzeuge.
Mit der Auslieferung der fünfachsigen Gelenkwagen (SM 6/2009) musste auch die Gleisführung im Bereich der Wagenhalle Kriegshaber für eine Wendemöglichkeit der Einrichtungswagen umgebaut werden. Hierfür wurde das Einrückgleis Ende der 1969er-Jahre in die Mitte des Hallenvorplatzes verlegt und zusammen mit einem stadteinwärts führenden Gleis ein Gleisdreieck geschaffen. Die dort früher befindlichen Gebäude, ursprünglich »Kriegshaber-Straße Nr. 30 und 31« waren schon Jahre vorher beseitigt worden. Zum Wenden konnten so die Gleise 4 und 5 genutzt werden. Über eine Bogenweiche waren auch die Gleise sechs bis acht erreichbar. Die beiden westlichen Hallengleise wurden nicht mehr angeschlossen; dennoch hatte Kriegshaber in dieser Phase die interessanteste Gleisentwicklung aufzuweisen.
Beim Abtrennen des Daches während der Zerlegung des ursprünglich aus Aachen übernommenen vierachsigen Gelenkwagens Nr. 405 vor der Wagenhalle geriet dieser im Frühjahr 1976 in Brand. Es konnte jedoch ein Übergreifen der Flammen auf die hölzerne Tragkonstruktion der Halle verhindert werden. Der GT5 Nr. 544 durchbrach am 28. April 1985 die Hallenrückwand; der Schaden am Gebäude blieb jedoch relativ gering.

GT5 durch die Wand
Am 13. November 1987 durchbrach mit GT5 Nr. 524 ein zweites Mal ein Straßenbahnwagen die hintere Giebelwand: Beim Rückwärtsfahren in die Halle schloss sich das vor dem Bremsknopf des Fünfachsers angeordnete Türchen, so dass dieser für den Fahrer nicht mehr erreichbar war; die Bedienung des großen Handrades der Feststellbremse unterhalb des Heckfensters dauerte zu lange, um den Aufprall auf die Mauer zu verhindern.
Der Unfall hatte weitaus schlimmere Folgen als derjenige zweieinhalb Jahre zuvor: Die gesamte Rückwand musste abgetragen werden. Der Dachstuhl drohte instabil zu werden, da er in Längsrichtung nur durch die beiden Giebelwände fixiert und beim Unfall leicht verschoben worden war. Damit schien dass Schicksal der inzwischen denkmalgeschützten Halle besiegelt, ein Abbruch nur noch eine Frage der Zeit zu sein. So schrieb die »Augsburger Allgemeine« am 22. Dezember 1987: »...

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