Aus für erste andalusische Tram

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Der Straßenbahnbau
Die Straßenbahn wurde 2003 auf Initiative des damaligen Bürgermeisters von Vélez-Málaga projektiert. Den Bau finanzierten Gelder vom Europäischen Fond für regionale Entwicklung und der Autonomieregierung, der Junta de Andalucía.

Die Errichtung der 4,7 km langen Strecke zwischen den Zentren von Torre del Mar und Vélez-Málaga hat einschließlich Elektrifizierung, Depotgebäuden und Werkstattausrüstung 25 Mio. Euro gekostet. Eine Verlängerung um 1,3 km innerhalb der Stadt Vélez zum ehemaligen Bahnhof der Schmalspurbahn Málaga kostete weitere 8 bis 10 Mio. Euro, wurde aber „aus Kostengründen“ nie in Betrieb genommen.

Im Juli 2011 hatte ein Lkw mit Laderkran die Oberleitung auf einer Länge von ca. 1 km heruntergerissen. Für die Reparatur dieses Schadens fehlten die Finanzen. Die Planung der 17 km langen Verbindung von Torre del Mar nach Rincón de la Victoria als Anschluss zur zukünftigen Metro von Málaga wurde 2006/07 offiziell in Auftrag gegeben.

Doch dieses Streckenstück wurde besonders von den Bürgermeistern der Endstationen Vélez-Málaga und Rincón de la Victoria heftig bekämpft, da man für die Küste eine vollwertige Eisenbahnverbindung verlangt, ähnlich der Strecke zwischen Málaga Centro und Fuengirola. Rincón de la Victoria besteht auf der Priorität für den Bau des Metroanschlusses mit Málaga.

Der Betrieb der Straßenbahn
Der Betrieb der Straßenbahn wurde 2006 der Gesellschaft Tranvía de Vélez S.A. (TRAVELSA) für 25 Jahre übertragen. In der Konzession garantierte die Stadtverwaltung der TRAVELSA Einnahmen von jährlich mindestens 1,1 Mio. Fahrgästen sowie zusätzlich die Vergütung von 25 Prozent der tatsächlichen Kosten pro Fahrgast (tarifa técnica genannt).

Diese tarifa técnica war 2006 mit 1,42 Euro bestimmt und der Fahrpreis wurde mit 1,30 Euro festgelegt, was eine entsprechende Subvention der Stadtverwaltung erforderte. Doch die projektierte Mindestfahrgastzahl wurde niemals erreicht. Waren es im ersten Betriebsjahr wenigstens noch 900.000, so fiel diese Zahl bis 2011 auf ca. 676.000.

Das erhöhte die tatsächlichen Kosten pro Fahrgast auf 1,82 Euro, womit der Zuschuss der Stadtverwaltung pro Fahrschein auf 0,52 Euro stieg. Die Außenstände der Stadtverwaltung gegenüber der TRAVELSA haben sich bis Ende vorigen Jahres auf insgesamt 2,1 Mio. Euro summiert.

Die Inbetriebnahme der Verlängerung hätte die tarifa técnica auf 2,70 Euro und bei Einsatz des dritten Zuges auf 3,20 Euro erhöht, weshalb man von einer Eröffnung der Verlängerung Abstand genommen hatte. Ganz unabhängig davon, ob die Straßenbahn überhaupt einen Meter fährt, hat die Stadtverwaltung seit 2006 jährlich 540.000 Euro für die drei Straßenbahnwagen abzuzahlen. Warum aufgrund der Kostensteigerung der Fahrpreis niemals erhöht wurde, dazu nahm der aktuelle Bürgermeister von Vélez-Málaga nicht Stellung.

Die Einstellung
Nachdem die TRAVELSA bereits im Jahr 2011 aufgrund von der Stadtverwaltung nicht beglichenen Forderungen den Vertrag zum Betrieb aufheben wollte, verkehrte die Straßenbahn am 3. Juni 2012 bisher zum letzten Mal. Seitdem übernehmen „vorläufig“ Busse die Leistungen.

Die inzwischen von einem neuen Bürgermeister geführte Stadtverwaltung übt nun auf die Junta de Andalucía und damit indirekt auch auf die spanische Regierung aus, sich an der Betriebskostenfinanzierung zu beteiligen.

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