Auf dem Weg zum ­Niederflur-Revier

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Partner bei diesem Großprojekt sind neben der Bogestra als Betreiber die beiden Städte Bochum und Witten. Die Kosten für das Projekt werden auf 40 Mio. Euro geschätzt, von denen ein großer Teil durch Zuschüsse des Landes und des Bundes abgedeckt werden soll. Die Chancen auf eine Realisierung in den kommenden Jahren gemäß den aktuellen Planungen werden von den Beteiligten als sehr gut eingeschätzt, da die Neubaustrecke wegen ihres Potentials auch eine entsprechend gute Bewertung beim Zuschussgeber besitzt. Die Prognosen gehen bei einer Anzahl von 18.700 im Bereich der neuen Strecke wohnenden Menschen von gut einer Million zusätzlicher Fahrgäste pro Jahr zwischen Laer und Witten aus. 

Mit den Linien 302 und 310 nach Langendreer

Das Projekt sieht einen Neubaustrecke ab der bisherigen Haltestelle Unterstraße der Linie 310 durch das Langendreerer Ortszentrum vor, die an der Station Papenholz am Wittener Stadtrand wieder auf die ­bestehende Strecke trifft. Vom Markt in Langendreer wird zudem ein kurzer neuer Streckenast zum dortigen S-Bahn-Haltepunkt (S1) führen. Die neuen Strecken werden durchgängig zweigleisig erstellt, insgesamt entstehen acht neue Haltestellen. Neu gestaltet werden auch die Haltestellen Papenholz und Crengeldanzstraße.

Am Langendreerer Markt entsteht eine Gleisdreieck, so dass Fahrten in allen drei Richtungen möglich sind. Zusätzlich zur Linie 310 zwischen Bochum und Witten würde die bislang in Bochum-Laer endende Linie 302 weitergeführt werden und in Langendreer an der S-Bahn enden. Zwischen Bochum und Langendreer würden sich die beiden im 20-Miunten-Takt fahrenden Linien überlageren und alle zehn Minuten eine Fahrtmöglichkeit bieten. Der Neubau dieses Abschnitts ist auch notwendig, um künftig auf der Linie 310 Niederflurwagen einsetzen zu können. In die bestehende eingleisige Strecke zwischen Unterstraße und Papenholz, die in ihrer jetzigen Form dies verhindert, möchte die Bogestra nämlich nicht mehr investieren. Bis zur Fertigstellung der Langendreerer Neubaustrecke wird die Linie 310 damit Auslaufstrecke für die letzten M6-Triebwagen sein.

Gefährdet war das äußere Teilstück der Linie 310 in Witten: Aus Sicherheits- und Kostengründen drohte die Einstellung des eingleisigen Abschnittes nach Heven-Dorf und die Kappung der Linie an der Station Bahnhofstraße am westlichen Ende der Fußgängerzone. Neben Sanierungsbedarf an einigen Streckenstücken sind Forderungen der Technischen Aufsichtsbehörde zu erfüllen, nach denen u. a. vier Bahnübergänge mit automatischen Sicherungsanlagen zu versehen sind. Die ansonsten auf eigenem Bahnkörper verlegte Straßenbahnstrecke kreuzt hier öffentliche Straßen bisher ungesichert.

Trotz der Einstellungsempfehlung des Kreises als Aufgabenträger entschied sich die Stadt Witten zum Erhalt der Strecke (siehe SM 2/2009), die nun abschnittsweise saniert wird. So war beispielsweise im April 2009 das Teilstück in Heven zwischen Hellweg und Dorf wegen der Erneuerung der Gleise gesperrt. Bereits im November 2008 wurde in die andere Richtung bis zur Hans-Böckler-Straße gebaut. Ebenfalls wieder in Schuss gebracht wurden die Oberleitungsanlagen an der Strecke. Bis voraussichtlich 2011 soll in Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde auch die geforderte Sicherheitstechnik nachgerüstet werden, was vermutlich einen sechsstelligen Euro-Betrag kosten wird.

Durch den Erhalt bleibt auch die Option einer künftigen Verlängerung der Linie 310 über den bisherigen Endpunkt Heven-Dorf zu dem beliebten Freizeitgebiet am Kemnader See oder in den Stadtteil Herbede offen. Realistisch ist eine solche Weiterführung mittelfristig aber eher nicht.

Weitere Ausbau- und ­Sanierungsmaßnahmen

Inzwischen abgeschlossen ist der erste Teil einer Baumaßnahme zwischen Bochum-Linden und Bochum-Dahlhausen. Hier wurde ab der Station Linden Mitte, an der Verzweigung der beiden Linien 308 und 318 nach Hattingen und Dahlhausen gelegen, das anschließende Teilstück der Linie 318 erneuert. Der Betrieb auf dem Streckenast nach Dahlhausen war dazu zwischen Juli 2007 und September 2008 fast 14 Monate eingestellt. Im Verlauf der Dr.-C.-Otto-Straße bis zur Einmündung Kesterkamp wurden Straße, Gehsteige, Kanäle und Leitungen durch die Stadt erneuert und der hier bisher eingleisige Abschnitt bis kurz vor die Einmündung Kesterkamp durch die Verlegung eines zweiten Gleises aufgewertet. Somit wurden Gefahrenstellen entschärft. Die Station Am Krüzweg präsentiert sich nun behindertengerecht. Obwohl das anschließende Streckenstück hinunter bis zur Endstelle in Dahlhausen eingleisig verblieb ist nun fahrplantechnisch eine Taktfrequenz von zehn Minuten auf dieser Linie möglich. Allerdings wird diese Option bisher noch nicht ausgeschöpft.

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siehe Bildunterschrift
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