»Go West« in Bern

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Im Rahmen des Vorprojekts musste auch geklärt werden, ob eine weitere Tramlinie überhaupt durch die engen Gassen der Altstadt geführt werden kann. Ab 2011 werden 52 Kurse zu den Spitzenzeiten auf dieser Strecke durch die Spitalgasse und die Marktgasse fahren. Mit der geplanten Herausnahme der Buslinie 12 (Führung über die Bundesgasse) würde die Belastung nach Realisierung des Projekts auf 46 Kurse je Spitzenstunde sinken. Die optimale Erschließung der Innenstadt ist ein so bedeutender Vorteil, dass auf die Schaffung einer zweiten Tramachse durch die Stadt zunächst verzichtet werden soll. Diese Option soll aber in jedem Fall offen gehalten werden. Ein schwieriger Punkt ist zurzeit noch, wie die Rüti, eine Hochebene in Ostermundigen und geplante Endstation, durch die Tramlinie erreicht werden soll. Die gegenwärtig durch den Bus benutzte Straße weist eine Steigung von 13% auf, zu steil für Straßenbahnen. Derzeit stehen drei Trassenvarianten zur Diskussion, eine davon mit einer Tunnellösung, die eleganteste, aber auch teuerste Variante.

Neues Tramdepot
Mit der Ablieferung weiterer »langer« Combinos für die bereits feststehenden Erweiterungen des Streckennetzes wird es eng in den Depots. Aus diesem Grund baut BERNMOBIL bereits seit dem Frühjahr 2010 ein neues Depot an der Bolligenstrasse. Dieses Depot wird das zu eng gewordene Depot Burgernziel (an der Haltestelle Brunnadernstrasse) ersetzen. Die Zufahrt zu dem neuen Depot wird über die Strecke der Linie 9 erfolgen. Vom Guisanplatz aus wurden bereits Gleise durch die Mingerstrasse bis zum Mingerkreisel verlegt, anschließend erfolgten die Gleisbau­arbeiten auf dem neuen Depotgelände. Inzwischen sind die Hochbauarbeiten angelaufen. Die Eröffnung des neuen Depots ist für den Sommer 2011 geplant. Das Depot wird Platz für
30 Züge bieten. Zusätzlich sind eine Waschanlage, eine Werkstatt sowie Räume für das Personal enthalten. Falls das Projekt Tram Region Bern realisiert wird, kann das Depot entsprechend dem zusätzlichen Bedarf erweitert werden. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf schätzungsweise etwa 100 Mio. Franken (etwa 75 Mio. Euro). Die Finanzierung teilen sich Bund, Kanton und Stadt Bern sowie BERNMOBIL. Das zweite Depot von BERNMOBIL befindet sich am Eigerplatz.

Fahrzeugbestand
Im Juni 2010 schieden die letzten »klassischen« Trams aus dem Berner Fahrzeugbestand aus: Zehn Züge der Reihe Be 8/8 wurden auf Eisenbahnwagen verladen und gingen auf die Reise nach Iasi (Rumänien), wo bereits andere Berner Fahrzeuge im Einsatz sind; darunter befinden sich auch die vier Be 8/8, die im Rahmen der Combino-Krise nach Basel ausgeliehen worden waren und von dort aus direkt nach Iasi gingen. Wagen 711 brannte in Basel aus. Als einziger verbleibt der Wagen 719 in Bern. Es sind heute – je nach Blickwinkel – zwei (Vevey und Combino), drei (Vevey und zwei Typen Combino) oder vier (Vevey, Original-Combino, Umbau-Combino, Combino XL) verschiedene Typen im Einsatz (siehe Tabelle). Der Combino XL (Combino »Classic«) unterscheidet sich in verschiedenen Details von der ersten Serie. Äußerlich ist er am leichtesten an der Frontpartie von der ersten Serie zu unterscheiden. Aus technischer Sicht sind die Unterschiede jedoch überschaubar; zahlreiche Bauteile sind identisch mit jenen der ersten Bauserie, was die Ersatzteilhaltung vereinfacht.   

Von Jörn Schramm

Ein Artikel aus STRASSENBAHN MAGAZIN 12/10

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